"Jüdisches Leben"
Ein Bericht über die Bildungsfahrt
Vorstellung des Projektes
Im Rahmen der Bildungsfahrt nach Berlin vom 17.Oktober bis zum 21.Oktober 2016, die von dem Jugendwerk Altholstein organisiert und von der Landeshauptstadt Kiel und der Stiftung Gertrud finanziell unterstützt wurde, haben wir uns mit dem jüdischen Leben beschäftigt.
Berlin ist immer eine Reise wert. Dort, in der Bundeshauptstadt, findet sich eine bunte Mischung aus verschiedensten Kulturen, geschichtsträchtigen Orten, alten Hüten und neuen Trends.
Diese Jugendbildungsreise will den Fokus bei der Entdeckung Berlins auf jüdisches Leben legen:
Wie lebten Juden in den verschieden Zeiten in Berlin? Welche Erinnerungsorte gibt es? Wo findet heute jüdisches Leben statt? Wie sind jüdischer und christlicher Glaube aufeinander bezogen? Und vieles mehr...
Bei der Fahrt geht es auch darum zu entdecken, wie wertvoll die Vielfalt unterschiedlicher Persönlichkeiten und Meinungsfreiheit sind, und wie leicht diese durch Vorurteile, Antisemitismus und Rassismus gefährdet sind.
17. Oktober - Ankunftstag / 1. Tag
Liebe Leser!
Der heutige Tag hat früh begonnen. Die Gruppe, bestehend aus acht Teilnehmern von 15 bis 25 Jahren und zwei Betreuern, hat sich um 7:15 Uhr am Hauptbahnhof in Kiel getroffen. Von da aus ging es mit dem Zug ohne Verspätungen und auf direktem Weg zum Berliner Hauptbahnhof, sodass wir um 10:55 Uhr schon in Berlin angekommen sind. Nachdem wir unsere Jugendherberge gefunden haben, konnten wir unsere sportlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, indem wir die Koffer in den 4. Stock hochgetragen haben. Dort angekommen packten wir unsere Koffer aus und schauten uns in der Jugendherberge um, in der es sogar einen gemütlichen Gruppenraum für uns gibt. Nach dem Beziehen der Zimmer haben wir uns in diesem getroffen und über die weitere Planung gesprochen. Für den Montag war ein Besuch der neuen Synagoge und des Zentrums Judaikum geplant. Auf dem Weg dahin versuchten wir uns schon einmal zu orientieren und lernten die Umgebung kennen.
In der Ausstellung der neuen Synagoge nahm sich jeder Zeit, um in Ruhe die Exponate anzuschauen und etwas über die jüdische Geschichte zu erfahren. Aber vielleicht könnt ihr unsere Impressionen der Ausstellung besser durch die folgenden Fotos nachempfinden.
Nach der Besichtigung haben wir uns in Kleingruppen aufgeteilt und ein bisschen die Umgebung erkundet und die Freizeit genossen.Gegen späten Nachmittag trudelten alle Gruppenmitglieder nacheinander wieder in der Jugendherberge ein und verbrachten bis zum Abendessen mit Gesellschaftsspielen, Gitarrenklängen und dem Vorbereiten dieses Blogeintrags zusammen.
Danach sind wir gemeinsam zum Brandenburger Tor, dem Wahrzeichen Berlins, gefahren und haben dort einige Fotos gemacht. Zum Ende haben wir uns das Holocaustdenkmal zur Erinnerung der im 2. Weltkrieg verstorbenen Juden, Sinti, Roma und Homosexuellen angeschaut.
Modell der Synagoge
Das Wahrzeichen Berlins bei Nacht
handgemachter jüdischer Hut
Denkmal der ermordeten Juden, Sinti, Roma und Homosexuellen
die Synagoge von außen
jüdischer Wandbehang
18. Oktober - Geschichte in Bewegung / 2. Tag
Liebe Leser!
Nach unserem ersten gemeinsamen Frühstück, mit einer großen und leckeren Auswahl am Buffet, gingen wir zu Fuß zum Anne Frank Zentrum. Um 10 Uhr startete die Führung in der wunderbaren durch Kunst gestalteten Gasse, geleitet von einer Studentin und Mitarbeiterin des Hauses, durch das ehemals von Juden bewohnte Stadtviertel.
Zurück in der Ausstellung beschäftigten wir uns in Gruppen mit dem viel zu kurzen Leben Anne Franks und stellten uns anschließend die Ergebnisse vor. Dabei stießen wir auf interessante Zitate aus ihrem Tagebuch, um welches sich die Ausstellung ebenfalls dreht.
Dieses Zitat ist uns besonders in Erinnerung geblieben:
„(…) Einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!“
Exkurs Anne Frank:
Geboren wurde Anne Frank 1929 in Frankfurt am Main und lebte dort bis zu ihrem 5 Lebensjahr als sie mit ihrer Familie nach Amsterdam zog. Hier führten sie bis 1942 ein unbeschwertes Leben, Anne Frank hatte für jüdische Verhältnisse eine sehr glückliche Kindheit. Allerdings holten die Pläne der NS auch ihre Familie ein und sie waren dazu gezwungen sich im Hinterhof des Bürogebäudes ihres Vaters zu verstecken. 1944 wurden sie nach Auschwitz verschleppt und dort auf der berühmten „Rampe“ voneinander getrennt. Später wurde Anne nach Bergen-Belsen deportiert und starb dort an Typhus.
Gedankenanregungen:
Wieso wird ausgerechnet das Tagebuch der 13 Jährigen Anne Frank so berühmt und in 70 Sprachen übersetzt?
Wie sah ihr Alltag im Versteck aus?
Was animierte sie zum Schreiben? Warum wurde erst letztes Jahr die unzensierte Fassung ihres Tagebuchs veröffentlicht?
Abgerundet wurde das Programm durch eine Gruppenarbeit zu den Themen Identität, Träume und Krieg. Wir empfehlen die Ausstellung über Anne Frank jedem weiter. (www.annefrank.de)
Nach dem gemeinsamen Abendessen entschieden wir uns in das gemütliche Kino in den Hackeschen Höfen nebenan zu gehen, um den Abend ausklingen zu lassen.
http://www.jugendwerk-altholstein.de/service/projekte/finde-die-erinnerung/finde-die-erinnerung.html
Anne Frank
ein Kunstwerk von Jugendlichen aus verschiedenen Glaubensrichtungen
19. Oktober - Jüdisches Leben der Nachkriegszeit / 3. Tag
Liebe Leser!
Heute brach der dritte Tag unserer Berlinreise an und dank mittlerweile guter Kenntnis der U Bahn und der S Bahn erreichten wir nach 20 Minuten Fahrt das Jüdische Museum. Gegen 10 Uhr empfing uns sofort unsere Workshopleiterin Natalie, die, wie wir erfuhren neben vielen anderen Tourguides für die Rundgänge zuständig ist. Das Gebäude ist von außen in einen Altbau und einen modernen Neubau gegliedert, doch dies ist nicht ohne Grund der Fall, denn Daniel Libeskind, der Architekt, hat sich wirklich bei allem etwas gedacht. So ist das Untergeschoss bewusst bedrückend gestaltet durch schiefe Böden, eine schwarze Decke oder, dass keine rechten Winkel vorhanden sind. Aber dennoch ist dieses Gebäude für alle Architekturbegeisterten da draußen einfach ein Muss.
Natalie führte uns direkt durch die einzelnen Achsen, die der NS-Verfolgung, die des Exils und die der Kontinuität (ja, jüdische Geschichte setzt sich auch heute noch fort). Das Exil mündete in einem bewachsenen Stehlengarten (Garten des Exils) wie das Holocaust-Denkmal, die NS-Verfolgung in einer schwarzen Sackgasse und die Kontinuität in einer mal wider typisch berlinerisch langen Treppe, man wird einfach schlank in Berlin, sie steht für den Aufstieg zurück ins Leben. Wieder zurück zum Thema, weshalb Ihr das hier lest, unser Fokus liegt ja auf jüdischem Leben, so ging es im Schnelldurchlauf durch die 2000 Jahre jüdischer Geschichte bis zur Nachkriegszeit ab 1945 und unserem eigentlichen Workshop. Für all die Leute, die übrigens wie ich nicht viel stehen wollen oder können, es gab kleine tragbare Stühle.
Das Workshopthema ist auch der Grund, weshalb wir die Themen jüdischer Religion und Geschichte bis zum 2. Weltkrieg nur kurz anreißen konnten, obwohl sie ausführlich aufgeführt sind. Nach kleiner Pause beschäftigten wir uns im Green (=Hoffnung) Room mit den Lebensgeschichten von Juden ab den 1950ern.
Und, auch wenn viele Sonderausstellungen extra Geld kosteten, so war dies bei der Golemausstellung erfreulicherweise nicht der Fall. Sie war interessant nichtsdestotrotz skurril. Dieses Museum müsst Ihr einfach bei eurer nächsten Berlinreise besichtigen, denn die Architektur, dieser besondere Charme und die außergewöhnlichen Exponate wie die Halle voller Metallgesichter auf dem Boden, waren Höhepunkte dieser Tagesreise. Wenn es möglich wäre, gäbe es fünf von fünf Sternen, zehn Punkte, die Note Eins, also eine definitive Empfehlung.
Diese Treppe steht als Symbol dafür, dass das Leben besser wird, auch wenn es ein langer und beschwerlicher Weg ist.
20. Oktober - 7 mal Jung / 4. Tag
Liebe Leser
Heute morgen nach dem Frühstück um 8:30 sind wir mit der S-Bahn zu der Ausstellung sieben mal jung gefahren.
Die Ausstellung ist von mehreren Künstlern gestaltet.
Es gab fünf Räume in denen sieben Themenbereiche dargestellt waren, die in dem Leben junger Menschen wichtig sind.
Als wir den ersten Raum betraten, hatten wir noch nicht wirklich das Gefühl uns im Inneren zu befinden, da es dort aussah wie in der Stadt. Dieses Gefühl sollte vermittelt werden weil die Stadt ein wichtiger Aufenthaltsraum für Jugendliche darstellt.
Nachdem wir in der „Stadt“ unsere Taschen und Jacken verstaut hatten, brachte Elisabeth, unsere Leiterin, uns in den Raum der „mein Zimmer“ darstellte. Dort stellten wir uns selbst vor indem wir die Herkunft unseren Namens erklärten und Obstsalat spielten.
Und dann schauten wir uns ein völlig verwüstetes Jugendzimmer an und sprachen über Privatsphäre und inwiefern diese von der SA missachtet wurde.
An der Wand waren Texte in denen beschrieben wurde wie die SA Wohnungen stürmte und Familien darauf reagierten.
Der nächste Raum in dem wir uns aufhielten stellte ein Café als wichtigen Ort um sich mit Freunden zu treffen dar. In diesem Raum gab es auch Exponate die zum Thema Papiere wie Pässe passten. Hier beschäftigten wir uns mit dem Thema Flucht und stellten auch Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar. Wir hatten die Aufgabe aus mehreren Bildern von Gegenständen die wichtigsten fünf auszusuchen, weil Flüchtlinge oft nur so wenig mitnehmen können. Die Entscheidung zu treffen war sehr schwierig.
Dann gingen wir in einen Raum der wie eine Turnhalle gestaltet war und hörten dort Geschichten von Juden die ihren Sport, wegen neuen Gesetzen nicht mehr verfolgen konnten.
Um noch einiges genauer anzusehen hatten wir noch freie Zeit in der wir den nächsten Raum sahen.
Der Raum, der der Musik gewidmet war, war wie eine Disco gestaltet.
Mit der U-Bahn erreichten wir den Botanischen Garten. Nachdem wir gemeinsam gezahlt hatten vereinbarten wir uns in drei stunden wieder am Eingang zu treffen und gingen in kleinen Gruppen durch den Garten. Es wurde über ein großes Gebiet eine große Artenvielfalt gezeigt.
Einige sahen sogar einen frei herum laufenden Fuchs und sahen sich ein Museum über verschiedene Pflanzen mit vielen unterschiedlichen Namen an.
Andere schauten sich nur sehr intensiv die schöne Natur.
Weil in den Gewächshäusern kulturelles Programm war konnten wir diese leider nicht besichtigen.
Nach dem Abendessen um 18:00 bei unserer Unterkunft, waren wir im Shoppingcenter beim Alexanderplatz.
Von dort aus gingen wir zum Park Inn, einem Hochhaus von dessen Dachterrasse wir über Berlin-Mitte schauten. Leider war es ein bisschen neblig aber es war trotzdem schön die Lichter der Stadt zu sehen. Bevor wir zur Unterkunft zurückkehrten aßen wir noch im Dunkin Donuts.
Als wir im Sophienhof angekommen waren sangen wir als Tagesabschluss noch ein paar Lieder und ließen den Abend mit Gesellschaftsspielen ausklingen.
der Fernsehturm aus dem Park Inn fotographiert
Raum mit dem Bahnhof auf der anderen Seite
Bank im Raum "Stadt"
der botanische Garten
das Park Inn
Was denken die jugendlichen Judedn über Sport?
21. Oktober - Abreise / 5. Tag
Liebe Leser,
Heute konnten wir länger Schlafen, denn es gab erst um 8:30 Uhr Frühstück, welches genau so lecker war wie jeden morgen. Vorher mussten wir noch unsere Sachen wieder einpacken, denn heute ging es nach Hause.
Bevor unser Zug um 14:23 Uhr abfuhr, waren wir noch bei der East Side Gallery, die über 1 km lange Mauer war mit vielen Kunstwerken geschmückt. Teilweise mussten die aber von einem Bauzaun geschützt werden.
Nach dem Spaziergang gab es dann noch ein bissen Freizeit, wo wir auch an der Mittagsandacht im Dom teilnehmen konnten. Dort hat uns der Goldverzierte Altarraum sehr fasziniert.
Wir fanden es alle schade, dass es heute schon wieder nach Hause ging, denn wir hatten uns gerade eingelebt. Ein Teil hat sich auch schon wieder auf zu Hause gefreut, dann da hat die Familie schon auf uns gewartet.
Berliner Dom